Juni 2023 | Die Manipulation von Schutzeinrichtungen

Die Manipulation von Schutzeinrichtungen

„Der Arbeitgeber hat dafür zu sorgen, dass vorhandene Schutzeinrichtungen nicht auf einfache Weise manipuliert oder umgangen werden.“ Dies wird in
§ 6 Abs. 2 Betriebssicherheitsverordnung gefordert. Leider ist es alles andere als einfach diese Forderung ständig zu erfüllen. Ob es der Schleifschutz, die Lichtschranke oder ein Schutztürschalter ist. Man kann sagen, dass alle Maschinen und Anlagen über diverse Schutzeinrichtungen verfügen, um die arbeitenden Personen vor den Gefährdungen der Maschinen zu schützen. Leider ist die Manipulation dieser Schutzeinrichtungen kein exotisches, sondern tagtägliches Problem im heutigen Arbeitsleben.

01 | Zahlen und Fakten

Jedes Jahr gehen geschätzte 10.000 Unfälle in Deutschland auf eine Manipulation einer Schutzeinrichtung zurück. Das IFA (Institut für Arbeitsschutz) geht davon aus, dass knapp ein Drittel aller Maschinen manipuliert werden und das sogar dauerhaft. Ein weiteres schockierendes Ergebnis lieferte die IFA im November 2022: Laut einer Umfrage von knapp 900 Personen zwischen 2019 und 2022 wissen Vorgesetzte in den meisten Fällen, dass Schutzeinrichtungen manipuliert werden.

02 | Rechtliche Verantwortung

Sowohl Hersteller als auch Betreiber sind dazu verpflichtet den Schutz des bedienenden Personals der jeweiligen Maschine zu gewährleisten. Kommt eine Person beim Betrieb einer Maschine aufgrund von manipulierter Schutzeinrichtung zu schaden, müssen auch beide Seiten mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Zum einen die Herstellfirma, da diese die Schutzeinrichtung so zu konstruieren hat, dass diese nicht mit einfachen Wegen und Hilfsmitteln umgangen werden kann. Zum anderen die Betreiberfirma, die für den sicheren Betrieb der Maschine verantwortlich ist.

03 | Ursachen für eine Manipulation

Im Regelfall ist davon auszugehen, dass nur dann Schutzeinrichtungen manipuliert werden, wenn die Bedienperson einen Vorteil darin sieht. Der Grund für die Häufigkeit von diesen Eingriffen liegt daran, dass Schutzeinrichtungen das Personal häufig in irgendeiner Form behindern. Manipuliert wird aus unterschiedlichen Gründen:

Termin- und Zeitdruck:

Der erste und auch häufigste Grund ist Zeit und Produktivität. Teilweise sind die Soll-Vorgaben der Betriebe so hoch, dass diese nur noch mithilfe von Manipulationen an der Maschine zu erreichen sind. Da Schutzeinrichtungen den Arbeitsprozess verlangsamen, wird hier zuerst an der Stellschraube gedreht.

Maschinenbezogene Gründe:

Werkzeuge lassen sich umständlich ansetzen, die Bedienung der Maschine ist langwieriger oder Störungen sind umständlicher zu beheben, wenn ein Eingreifen in den Betrieb durch die Schutzeinrichtung erschwert oder verhindert wird.

Verhaltensbezogene Gründe:

Natürlich spielt auch das menschliche Verhalten eine ganz große Rolle. In diesem Fall oft Bequemlichkeit. Arbeitsschritte können gespart werden und die Maschine kann während längerer Arbeitsvorgänge auch mal unbeobachtet bleiben.

Mängel in der Qualifikation:

Ein weiterer Grund für Manipulationen, ist die mangelnde Qualifikation des Bedienpersonals. Oftmals werden Quereinsteiger oder angelernte Kräfte nur in Standardsituationen unterwiesen. Was in kritischen Fällen zu tun ist, wird oft umgangen oder nur angeschnitten um Zeit zu sparen.

04 | Gegenmaßnahmen

Technische Maßnahmen:

Treten Manipulationen auf, sollte das Schutzkonzept der Maschine unter Einbeziehung des Herstellers überarbeitet werden. Beispielsweise durch eine Nachrüstung von Alarmsystemen o.Ä. Auf der anderen Seite sollte auch immer die Eignung der einzelnen Schutzeinrichtung für den jeweiligen Zweck hinterfragt werden. Erfüllen die Einrichtungen ihren Zweck oder behindern sie teilweise nur den Produktionsablauf. Auch in diesem Fall kann man, ALLERDINGS NUR IN ABSPRACHE MIT DEM HERSTELLER, Nachbesserungen vornehmen.

Organisatorische Maßnahmen:

Auch hier sind regelmäßige Unterweisungen und Schulungen extrem wichtig um die Mitarbeiter regelmäßig zu sensibilisieren. Auf der anderen Seite sollten bei fahrlässigen Verstößen, arbeitsrechtliche Konsequenzen (Ermahnungen, Abmahnungen) definiert und umgesetzt werden